…oder doch nicht?!?!
Was für ein Wirbel um die diesjährige Fußball-Weltmeisterschaft in Katar. Und dann auch noch das Aus in der Vorrunde für das deutsche Fußball-Team. Diese Situation haben wir im Netzwerk Die Sportpsychologen mal genauer unter die Lupe genommen und den Einsatz von Sportpsychologie hinterfragt. Herauskam ein Gruppeninterview mit unterschiedlichen Sichtweisen. Ein Auszug daraus:
Welche Alternativen gibt es, um in einem System wie einem Verband oder einer Nationalmannschaft aber nachdrücklicher aufzutreten, damit auf mögliche Fehlentwicklungen aufmerksam zu machen und Veränderungen anzuregen? Und welche Gefahren verbinden sich damit, die Rolle des Beobachters zu verlassen?
Im besten Fall ist der Sportpsychologe Teil des Systems mit klar abgegrenzten Aufgaben- sowie Verantwortungsbereichen. Alle Beteiligten haben die gleiche Möglichkeit, vom Einsatz eines Sportpsychologen zu profitieren. Das Trainerteam, die Athleten und weitere Akteure bringen ihre unterschiedlichen Themen als Team oder einzeln vor und der Sportpsychologe kann als Teil des Systems agieren und aus dieser Perspektive Fragen, Vorschläge und Anregungen einbringen. Kommunikationshürden fallen weg, da der Sportpsychologe in direktem Kontakt mit den Teilnehmern steht, ohne den Umweg über andere Personen zu gehen. Das mindert den Abstimmungsaufwand und die Teilnehmer können ihre Gespräche eigenständig und frei organisieren. Vielleicht fördert diese Art der Geheimhaltung den Weg zum Sportpsychologen. Im optimalen Fall kann der Sportpsychologe sogar die Abrechnung anonym einreichen, so dass die Teilnehmer namentlich unerwähnt bleiben.
Eine Gefahr kann dann eintreten, wenn der Sportpsychologe seinen Aufgaben- und Verantwortungsbereich aus den Augen verliert. Als Teil eines Systems verschwimmen oft Grenzen. Eine der wichtigsten Grenzen ist Geheimhaltung. Diese und weitere Grenzen sollte sich der Sportpsychologe regelmäßig bewusst machen und in seinen unterschiedlichen Rollen achtsam einsetzen, so dass eine professionelle und souveräne Begleitung jederzeit gewährleistet ist.
Wir als Die Sportpsychologen stellen immer wieder fest, dass auch im Profi-Sport wenig Wissen über die Sportpsychologie vorhanden ist und wie schwierig es sein kann, bestimmte Systeme zu erreichen. Muss die Sportpsychologie offensiver werden, um für sich und ihre Potentiale zu werben?
Für mich stellt sich eher die Frage, wie kann die Sportpsychologie offensiver werden, um für sich und ihre Potenziale zu werben? In “offensiv” steckt das Wort offen. Die Sportpsychologie sollte im ersten Schritt verständlich, anschaulich und sichtbar für ihre Potenziale werben und zeigen, was möglich werden kann.
Die aktuelle Situation erscheint mir derart, dass das Angebot an sportpsychologischem Coaching die Nachfrage übersteigt, zumindest macht es nach außen den Anschein. Wie schafft es also die Sportpsychologie das Angebot lukrativ zu gestalten, dass eine intrinsische und freiwillige Nachfrage eintritt?

(1) Aufklärungsarbeit:

  • Aufzeigen, was durch Einsatz von Sportpsychologie möglich werden kann
  • Berichten von Referenzbeispielen (anonym oder offen)
  • Beschreiben von Methoden/Vorgehensweisen, verständlich für die Zielgruppe
  • Einsatz geeigneter Sprache/Wording/Begriffe
  • Aufzeigen eines Entwicklungsprozesses, den ein Athlet durchläuft und an welchem Punkt, welche Themen auftreten können

(2) Abgrenzen der Themen Welche Themen sind im Rahmen der Sportpsychologie machbar?

(3) Definieren der Zielgruppen:

  • Welche Zielgruppen sind im System?
  • Wer profitiert vom Einsatz der Sportpsychologie?
  • Womit kann welche Zielgruppe erreicht/überzeugt werden?
Ein Thema im Rahmen der Sportpsychologie ist Zielearbeit. Die Sportpsychologie sollte sich auch Ziele setzen, zum Beispiel die Gleichstellung zu Athletik-, Technik- und Taktiktraining. Ein erster Schritt hierbei: Etablieren von Mentaltraining als regelmäßige Trainingseinheit im Trainingsplan. Nicht als Zusatz, sondern anstelle einer körperlichen Trainingseinheit.
Das vollständige Interview liest du hier: