In den Sand gesetzt: Neutrale Suche nach Gewinnern des deutschen WM-Vorrunden-Aus
Ein Fußballstadion, irgendwo bei Doha, in Katar am Donnerstagabend. Es ist auffallend ruhig. Ruhig im Sinne von, die Trillerpfeife der Schiedsrichterin ist selten hörbar. Anfänglich wird von den Kickern aus Deutschland und Costa Rica zwar noch die Foultoleranz des Schiedsgerichts ausgereizt. Aber es wird ziemlich schnell sichtbar, dass Frau das wenig interessiert. Scheinbar ist es ihr, Stéphanie Frappart, wichtig, das Spiel in Flow zu bringen und zu halten. Da wird auch einmal ein Auge zugedrückt, wenn der Ball eigentlich weit im Aus war, um den Spielfluss nicht durch Pausen zu bremsen. Und das gelingt dem Schiedsrichter-Team, dem ersten weiblichen in der WM-Geschichte, souverän und ohne große Fehler. Und Costa Rica groovt sich schnell auf dem Rasen und der Atmosphäre ein. Mitte der Partie fühlen sie sich sogar pudelwohl und gehen in Führung, stehen zu diesem Zeitpunkt im Achtelfinale.
Es ist längst ein Gruppenfinale auf zwei parallelen Schauplätzen geworden. Ein Duell, das minütlich spannender, schneller und mitreißender wird. Und die Unparteiischen? Die machen genau das möglich. Die Mannschaften haben den Raum, ihren Profi-Fußball zu spielen und haben es fair umgesetzt. Es entsteht der Eindruck: „Heute ist Mutti auf dem Platz. Da benehmen sich die Buben.“ Schubsen, Schieben, Jammern sind diesmal eher auf dem Spielplatz für Kinder geblieben. Oder es findet in den deutschen Wohnzimmern statt. Zumindest das Jammern, als wenig später durch den japanischen Sieg gegen Spanien im Parallelspiel das Ausscheiden der deutschen Mannschaft in der Vorrunde feststeht. Bevor das aber wegen des bloßen sportlichen Ergebnis untergeht: Ein Hoch auf das Schiedsgericht um Stéphanie Frappart und gern auch beide Mannschaften, die allesamt zu einem großartigen Fußball-Highlight beitragen. Als Sieger geht leider nur ein Team vom Feld… die Schiedsrichterinnen.
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